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Die Transkranielle Pulsstimulation etabliert sich dank ihrer Therapieergebnisse bei Alzheimer-Demenz immer mehr. Doch die Forschung steht auch in anderen Bereichen der neurodegenerativen Erkrankungen in Bezug auf die Transkranielle Pulsstimulation nicht still.
Neben Morbus Parkinson (wozu bald eine große doppelblinde, randomisierte Studie erscheint) und dem immer wichtiger werdenden Formenkreis der Long-Covid-Erkrankungen, sind auch Depressionen ein bedeutendes Thema. Nachdem Studien Anfang des Jahres 2022 auch klinisch nachgewiesen hatten, dass Depressionen bei Alzheimer-Demenz-Patient:innen dank der TPS erstaunlich rasch abklingen können (siehe hierzu: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/tps-forschung/tps-neue-studie-depression), beschäftigen sich Forschende nun auch mit Depressionserkrankungen generell.
Gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden etwa 350 Millionen Menschen an einer Depression. Ungefähr 20% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer Depression oder an einer chronischen depressiven Verstimmung, die Dysthymie genannt wird. Frauen und ältere Personen erkranken dabei häufiger als Männer und junge Menschen. Gemessen an dem internationalen Indikator YLD („Years Lost due to Disability“), der den Verlust von gesunden Lebensjahren durch gesundheitliche Einschränkungen beschreibt, ist die Depression die wichtigste Krankheit überhaupt.
Eine Depression, die sich in verschiedensten Formen und Stadien manifestieren kann, ist nicht mit Melancholie, Traurigkeit oder schlechter Stimmung gleichzusetzen. Vielmehr bringt sie die Betroffenen geistig und seelisch, oft aber auch körperlich an den Rande des Abgrunds. Häufig fallen die Patient:innen – wenn sie sich denn überhaupt in medizinische Behandlung begeben – viele Wochen oder Monate, bei chronischen Depressionen sogar über Jahre hinweg in ein emotionales Tief, das für sie selbst, aber auch für ihre Angehörigen und ihr soziales Umfeld so belastend sind, dass ganze Lebensentwürfe zerstört werden.
In der Medizin versucht man, den Patient:innen mit unterschiedlichen Formen der Psychotherapien, Entspannungstherapien oder Medikamenten zu helfen bzw. die verschiedenen Ansätze miteinander zu kombinieren. Doch besonders die zur Verfügung stehenden Medikamente verordnen Psychiater:innen meist nur mit Bedacht und auch nur dann, wenn es nicht anders geht, denn: Psychopharmaka zeichnen sich leider durch ihre oft komplexen Nebenwirkungen aus, die den Betroffenen mitunter mehr schaden als helfen – siehe hierzu auch: https://www.alzheimer-deutschland.de/aktuelles/beitraege/neue-studie-tps-therapie-sicher .
Im Bereich der technischen Therapieverfahren kommen bisher u. a. die tiefe Magnetstimulation (TMS) und die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) bei Depressionen zum Einsatz. Die TMS nutzt starke elektromagnetische Felder, um bestimmte Bereiche des Gehirns zu stimulieren oder auch zu in ihrer Aktivität zu hemmen.
Die EKT wird bei sehr schweren und sonst therapieresistenten Formen der Depression genutzt. Unter Narkose und umfangreicher Überwachung werden den Patient:innen Stromimpulse zugeführt, die zu gewollten Krämpfen führen, während derer vermehrt Neurotransmitter und Neurohormone ausgeschüttet werden. Diese können zu einer Verbesserung des depressiven Zustandes führen.
Beide Verfahren haben allerdings gemein, dass sie aufwendig und für die Betroffenen sehr belastend sein können.
Ein Aufatmen für diese Menschen könnte in naher Zukunft die Transkranielle Pulsstimulation mit sich bringen, die zum einen weit tiefer als die TMS in das Gehirn eindringen (TMS reicht nur wenige Zentimeter tief) und somit das gesamte Gehirnareal aktivieren kann und zudem rein ambulant, nicht-invasiv und nahezu stets ohne nennenswerte Nebenwirkungen angewandt wird.
Auf der größte Fachtagung Europas, die von der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) vom 23. bis 26. November 2022 in Berlin ausgerichtet wurde, war die Transkranielle Pulsstimulation dieses Jahr erstmals mit gleich drei Vorträgen vertreten.
Besondere Aufmerksamkeit mit anschließenden großen Diskussionsrunden fand die Präsentation von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Ulrich Sprick, Chefarzt des Alexius/Josef Krankenhauses in Neuss, der auch Mitglied der medizinischen Fakultät an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist. Sein Spezialgebiete sind u. a. Neuroplastizität und Hirnstimulation.
Im Rahmen seiner Vorträge stellte er auch seine Ergebnisse zum Thema TPS und Depressionen vor. Als Modell präsentierte er das Fallbeispiel eines 81-jährigen Patienten, der seit eineinhalb Jahren an einer schweren depressiven Störung litt. Der Patient wies keine Demenz-Erkrankung auf. Alle pharmakologischen Ansätze mit unterschiedlichsten Medikamenten inklusive S-Ketamin (ein Narkosemittel, das auch zur Behandlung schwerer Depressionen eingesetzt wird) und weitere Maßnahmen brachten keinerlei Besserung.
Prof. Sprick behandelte den Patienten im Rahmen eines Heilversuchs nach den Parametern der Alzheimer-Demenz-Therapie mit TPS: Der Proband wurde drei Mal die Woche je 30 Minuten innerhalb von 14 Tagen mit der Transkraniellen Pulsstimulation behandelt, er erhielt also insgesamt sechs Einzelbehandlungen.
Neben der klinischen Einschätzung der depressiven Symptome erfolgten verschiedene Standardtestungen, die zwei Wochen vor und sechs Wochen nach der TPS-Behandlung durchgeführt wurden.
Der Patient zeigte nach den sechs TPS-Behandlungen eine deutliche und frappant verbesserte allgemeine Stimmungslage auf, die selbst für die mit der TPS im Bereich Alzheimer-Demenz bereits vertrauten Forschenden als außergewöhnlich beschrieben wird. Auch in den weiteren klinischen Tests konnten die subjektiven Wahrnehmungen der Wissenschaftler:innen, dem sozialen Umfeld und des Patienten selbst nach allen wissenschaftlichen Kriterien untermauert werden.
Höchst ermutigend dabei: Auch ein halbes Jahr später geht es dem Probanden kontinuierlich gut. Er bekam in dieser Zeit lediglich eine einzelne Auffrischungsbehandlung von 30 Minuten mit der TPS und sein Zustand ist dauerhaft stabil.
Aufgrund der bereits bewiesenen bzw. postulierten Wirkmechanismen der Stoßwellen-Therapie Transkranielle Pulsstimulation auf das Gehirn, gehen mit der TPS arbeitende Ärzt:innen, die ebenfalls im Rahmen des Heilversuchs Depressionen im Individualfall behandeln, davon aus, dass die Transkranielle Pulsstimulation neben ihrer ermutigenden und nachweislichen Wirksamkeit bei Alzheimer-Demenz auch das Mittel der Wahl bei Depressionen sein kann – und dies nicht nur bei therapieresistenten Depressionen wie im Fallbeispiel von Prof. Ulrich Sprick, sondern auch bei moderaten und schweren Depressionen vieler Menschen.
Die Vorteile der TPS liegen dabei auf der Hand: In der Psychiatrie könnte der Einsatz von Psychopharmaka so bald verringert werden und die Betroffenen bei weit weniger bzw. letztlich gar keiner Belastung durch diese Behandlungsmethode einen effektiven Ausweg aus dieser leidvollen Erkrankung finden. Es steht zu hoffen, dass die TPS auch bei der Behandlung von Depressionen bald Fuß fassen kann.
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